Warum heißt der Dienstag Dienstag?

11.11.2025

Warum der Dienstag Dienstag heißt – und was Mars damit zu tun hat

Dienstag. Der Tag, an dem die Woche endlich Fahrt aufnimmt, der Montag verdaut ist und der Freitag noch in weiter Ferne liegt. Aber Moment mal – warum heißt dieser Tag eigentlich "Dienstag"? Hat er etwas mit "Dienen" zu tun? Oder gar mit "Dienstbesprechungen"? Spoiler: Nein. Aber die Wahrheit ist noch viel kurioser.

Vom Kriegsgott zum Kalenderblatt

Der Ursprung des Wortes "Dienstag" führt uns zurück in die Antike – genauer gesagt zu den Römern. Die benannten ihre Wochentage nach Planeten und deren zugehörigen Göttern. Der Dienstag war der "dies Martis", der Tag des Mars, dem römischen Kriegsgott. Klingt martialisch? Wart's ab.

Die Germanen, kreativ wie sie waren, wollten nicht einfach römische Götternamen übernehmen. Statt Mars wählten sie ihren eigenen Kriegsgott: Tyr (auch bekannt als Ziu im Althochdeutschen). Daraus wurde der "Ziestag" – ein Name, der heute nur noch in süddeutschen Dialekten wie "Zischtig" oder "Zischdi" überlebt hat.

Thingsus, das Thing und ein bisschen Sprachmagie

Aber es kommt noch besser: Im Mittelniederdeutschen taucht plötzlich der "dingesdach" auf – der Tag des "Things". Nein, nicht "Dinge", sondern das Thing, die germanische Versammlung. Und wer beschützte diese Versammlung? Richtig: Mars Thingsus – eine nordisch-germanische Fusion aus Mars und Tyr. Klingt wie ein Marvel-Crossover, ist aber echte Sprachgeschichte.

Im Laufe der Zeit wurde aus "dingesdach" durch kirchliche Umdeutungen und lautliche Anpassungen der "Dienstag". Das "t" wurde zum "d", um heidnische Götternamen zu entschärfen – ein linguistischer Exorzismus, wenn man so will.


Dienstag international: Von Tiw bis tirsdag

Andere Sprachen haben sich ebenfalls kreativ ausgetobt:

  • Englisch: Tuesday (von Tiw, dem altenglischen Tyr)

  • Französisch: mardi (direkt von dies Martis)

  • Dänisch/Norwegisch: tirsdag (ebenfalls von Tyr)

  • Bairisch: Ertag – vermutlich über gotische Vermittlung vom griechischen "Tag des Ares"

Fazit: Der Dienstag ist ein echter Mythologie-Mix

Was lernen wir daraus? Der Dienstag ist kein langweiliger Wochentag, sondern ein sprachliches Chamäleon mit Wurzeln in römischer Mythologie, germanischer Götterwelt und mittelalterlicher Kirchenpolitik. Und während wir heute dienstags vielleicht an Meetings, Mails und Mittagspausen denken – ursprünglich war es der Tag des Krieges, der Götter und der großen Versammlungen.

Also: Wenn du das nächste Mal dienstags in ein Zoom-Meeting gehst, denk daran – du betrittst metaphorisch das Thing. Und wer weiß, vielleicht steckt in dir ja ein kleiner Tyr.

#DiensTag